PM#2 Genrevielfalt

Wo im November polnische Öko-Zombies auf estnische Kung-Fu-Feuerwerke und außergewöhnliches Arthouse Kino treffen
Pressemitteilung Cottbus 11. Oktober 2023

Das FilmFestival Cottbus ist eines der weltweit führenden Festivals für das aktuelle Filmschaffen in Mittel- und Osteuropa. Vom 7. bis zum 12. November präsentiert das 33. FFC 150 Filme aus 40 (Ko)Produktionsländern. Sechs Tage lang gibt es die bunte, melodramatische, spannende, schrille, verrückte, humorvolle, experimentelle und hochpolitische Welt des osteuropäischen Kinos.

Die Genrevielfalt reicht von Inari Niemis einfühlsam inszenierter Achterbahn der Liebe zwischen zwei Teenagerinnen in LIGHT LIGHT LIGHT (FI), der beim FFC Deutschlandpremiere hat, über die Dokumentation RUSSIA VS LAWYERS von Masha Novikova (DE/NL), in dem sich ein Team von Menschenrechtsanwälten gegen den repressiven russischen Staat stellt, bis zur Deutschlandpremiere der estnischen King-Fu-Komödie THE INVISIBLE FIGHT (Rainer Sarnet, EE/GR/LV/FI), indem der Grenzsoldat Rafael in einem orthodoxen Kloster der etwas anderen Art landet.

„Wir sind in diesem Jahr so vielfältig unterwegs wie noch nie“, sagt Programmdirektor Bernd Buder über das Programm der 33. Festivalausgabe, „von dem faszinierend empathischen georgischen Autorinnenfilm BLACKBIRD BLACKBIRD BLACKBERRY (Elene Naveriani, GE/CH), die Geschichte einer Frau zwischen Unabhängigkeitsdrang und später erster Liebe bis zu dem rumänischen Polit-Thriller, LIBERTATE (Tudor Giurgiu, RO/HU), der den Aufstand gegen das Ceauşescu-Regime von allen Seiten reflektiert.“

Deutschland-Premieren feiern auch Polens erster Zombie-Film APOKAWIXA (Xawery Żuławski, PL), CHILD MACHINE (Rain Rannu, EE), ein Sci-F-Abenteuerfilm, der auf die Gefahren Künstlicher Intelligenz hinweist und die Sinnsuche zweier Skateboard-Brüder im stylischen Schwarzweiß-Hipster-Look in BROYS von Marcin Filipowicz (PL). Im Mittelpunkt des FFC stehen die drei Wettbewerbe um den besten Spiel-, Kurz-, und Jugendfilm. In acht weiteren Programmsektionen gibt das 33.FFC einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen in Mittel- und Osteuropa.

Im Programm des diesjährigen FFC sind unter anderem auch Wettbewerbsbeiträge aus der Ukraine, die zeigen, dass ukrainisches Kino weiterhin zu den kreativsten Filmlandschaften Europas gehört. FOREVER FOREVER von Anna Buryachkova (UA/NL) gibt einen seltenen Einblick in die komplexe Gefühlswelt des Erwachsenwerdens der postsowjetischen „90er Jahre Kids“ in Kyjiw.  Der Kurzfilm AS IT WAS (Damian Kocur, Anastasia Solonevych PL/UA) spielt ebenfalls in Kyjiw, ein zarter Film über den Versuch eines Alltagslebens mitten im Krieg.

Das Close up: Kazakhstan bietet einen Überblick über die ungeahnte Vielfalt des kasachischen Kinos. Von Rachid Nougmanovs Cannes-Klassiker THE NEEDLE über einen Rockstar (gespielt vom legendären KINO-Frontmann Viktor Tsoi), Drogen und Kasachstan in den 80ern, über das Kleinganoven-Roadmovie THE START (Yernar Nurgaliev), in dem ein Athletik-Coach das Lauf-Talent zweier Brüder auf der Flucht vor der Polizei erkennt, bis zu THE VILLAGE, in dem Regisseur Serik Aprymov Stadt-Land-Gegensätze mit subtilem Humor reflektiert. Das Close up zeigt Filme eines Landes, das, geopolitisch zwischen der Russischen Föderation und China gelegen, auf der Such nach einer eigenen Identität ist. Kasachische Filmschaffende beteiligen sich kreativ daran, zwischen künstlerischer Reflexion und spannender Unterhaltung. Zwei Panel-Diskussionen ergänzen das Programm.

In EcoEast werden, im zweiten Jahr in Folge, Filme zu ökologischen Themen und Nachhaltigkeit gezeigt, zwischen Forstwirtschaft in den ukrainischen Karpaten in BARTKA (Volodymyr Bakum, UA) bis zum Öko-Thriller VOICE OF THE GLACIER (Yadykar Ibraimov, KZ) über den schmelzenden Tujuksu-Gletscher in Kasachstan.

Wie haben die Menschen in Osteuropa gegen die kommunistischen Diktaturen revoltiert? Dieser Frage geht die Filmreihe Was von Geschichte übrig bleibt nach. Moderne Klassiker wie GOOD BYE LENIN! von Wolfgang Becker treffen auf Andrzej Wajdas DER MANN AUS EISEN, der 1981 in Cannes die Goldene Palme gewann und WEHE DEN BESIEGTEN – der 17. Juni 1953 (Andrea Ritterbusch DDR 1990), der mit Archivaufnahmen und Zeitzeugen-Interviews von einem der schwärzesten Tage der DDR erzählt. Mit dabei ist auch JOHNNY&ME: A JOURNEY THROUGH TIME WITH JOHN HEARTFIELD (Katrin Rothe DE/AT/CH 2023) ein Animations- und Dokumentarfilm über den Fotocollage-Pionier John Heartfield, eine bildgewaltige Reise durch Ideologien und Zeitgeschichte. Alle Filme bieten einen spannenden Einblick in die Geschichte des Widerstands gegen kommunistische Diktaturen in Osteuropa. Hochrelevant im Angesicht wiedererstarkender totalitärer Strukturen. In den letzten Jahren zeugt die zunehmende Anzahl internationaler und nationaler Auszeichnungen für Produktionen Filme Regisseurinnen von einem positiven Trend in der internationalen Festivallandschaft. Dennoch ist der Kampf weiblicher Filmschaffender um Förderung und Anerkennung weiterhin von zahlreichen und unterschiedlich motivierten Hindernissen bestimmt.

Das FFC zeigt in der Filmreihe Polskie Horyzonty: Der weibliche Blick beispielhaft eine Auswahl ganz unterschiedlicher Filme polnischer Regisseurinnen. Im Zentrum steht das noch junge Schaffen von Agnieszka Smoczyńska: Ihr Debutfilm und Genre-Crossover aus Musical, romantischer Komödie und modernem Märchen THE LURE (PL 2015), das tiefgründige Porträt einer Mutter in FUGUE (PL/CZ/SUI 2018) und THE SILENT TWINS (PL/USA/GB 2022), das Schicksal von Zwillingsschwestern, die nach Jahren des Schweigens und der Rebellion im Teenageralter in eine Klinik eingewiesen werden. Mit AUTUMN GIRL (PL 2021) inszenierte Katarzyna Klimkiewicz die Emanzipationsgeschichte von Kalina Jędrusik, die in den 1960ern als die „Marylin Monroe Polens“ galt. VIKA! von Agnieszka Zwiefka (PL/DE 2023) bringt die wahre Geschichte der mit 84 Jahren ältesten DJane Polens auf die Kinoleinwand.

In der Sektion Heimat | Domownja | Domizna gibt es zum ersten Mal die „Lange Nacht der kurzen Lausitzer | Dłujka noc krotkich łužyskich filmow | Dołha nóc krótkich łužiskich filmow“. Jene Beiträge, welche die Themen des sorbischen/wendischen Volkes aufgreifen und die sorbische Sprache einbeziehen, konkurrieren um den Sonderpreis der Stiftung für das sorbische Volk. In der Sektion Heimat | Domownja | Domizna wird des Weiteren in SERBSKA UTOPIJA von Erik Schiesko die sorbische Zukunft diskutiert und mit VOM SUCHEN UND FINDEN (Luka Golinski, Mira Dubian) ist der erste niedersorbische Coming Out- Film im Programm. Außerdem erzählt LET THE RIVER FLOW (Ole Giæver, NO), der während der Umweltproteste gegen das Alta-Staudammprojekt spielt, von der Verdrängung der Minderheit der Sàmi, ein Film, der viele Parallelen zu den sorbischen Erfahrungen in der Lausitz aufzeigt. Zum 60. Geburtstag des Cottbuser Filmemachers Donald Saischowa zeigt das FFC darüber hinaus eine Auswahl seiner Werke.

Im FFC-Programm gibt es außerdem wieder die bereits vertrauten Sektionen Spectrum mit Filmen zwischen Geschichtsreflexion und durchgedrehter Comedy, Hits, die in ihren Produktionsländern für ausverkaufte Kinosäle sorgen und Kids im Kino, in diesem Jahr mit dem Sonntagsfilm DAS MÄRCHEN VON DER ZAUBERFLÖTE (Marvin Litwak DE 2023), in dem Jessica Schwarz die Königin der Nacht spielt. Das FullDome-Programm bietet im Cottbuser Raumflugplanetarium wieder eine einzigartige Gelegenheit, sich in den Bann einer 360 Grad Projektion ziehen zu lassen.

Der Eröffnungsfilm der diesjährigen Festivalausgabe ist der neue Dokumentarfilm von Grit Lemke BEI UNS HEISST SIE HANKA / PLA NAS GRONJE JEJ HANKA / POLA NAS RĚKA WONA HANKA, eine dokumentarische Reflexion über das Sorbische – den Druck von außen, dass Wir-Gefühl von innen und gegenwärtige Neu-Interpretationen.

Am Festival-Sonntag feiert außerdem der POLIZEIRUF 110: COTTBUS KOPFLOS (Christoph Schnee) in der Stadthalle seine Weltpremiere. Zur besten Krimi-Zeit um 20.15 Uhr.

 

 

Vollständige Filmlisten aller Sektionen und passende FilmStills zu jedem Film finden Sie im PresseLogin auf unserer Webseite. Den LogIn erhalten Sie auf Nachfrage. Akkreditierungen für die Festivalwoche sind hier online möglich und für berichterstattende Presse kostenfrei. Die Veröffentlichung des kompletten Programms online ist voraussichtlich am 17.Oktober, dann erscheint auch das Festivalmagazin. Für Nachfragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Das FilmFestival Cottbus wird maßgeblich gefördert vom Medienboard Berlin-Brandenburg und der Stadt Cottbus sowie dem Media-Programm der Europäischen Union. Förderer der Sektion CLOSE UP: KAZAKHSTAN ist die Bundeszentrale für politische Bildung. Die Filmreihe WAS VON GESCHICHTE ÜBRIGBLEIBT wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert, die Filmreihe DER WEIBLICHE BLICK von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.