Das FilmFestival Cottbus ist eines der weltweit führenden Festivals, wenn es um das aktuelle Filmschaffen in Mittel- und Osteuropa geht. Vom 7. bis 12. November gibt es wieder drei Wettbewerbe und rund 150 Filme aus 40 Produktionsländern zu sehen.
Sechs Tage gibt es eine bunte, melodramatische, spannende, schrille, verrückte, experimentelle und humorvolle Welt des osteuropäischen Kinos: vom amüsanten Genderrollentausch aus Georgien über einen polnischen Zombiefilm, esthnischen KungFu-Streifen bis hin zur Coming Out-Geschichte aus der Ukraine.
In allen Kinos laufen die Filme in der Originalsprache, mit englischen Untertiteln und werden simultan ins Deutsche übersetzt. Dafür benötigen Sie Kopfhörer, die Sie kostenfrei gegen Abgabe eines Pfandes im Kinofoyer erhalten. Achtung: Im Obenkino und im Saal 2 des Weltspiegel werden die Filme ausschließlich in der Originalsprache und mit englischen Untertiteln gezeigt.
Viele Filme feiern in Cottbus ihre internationale, deutsche oder sogar weltweit erste Aufführung. Nach fast jedem Film gibt es spannende Gespräche mit den anwesenden Regisseur*innen, Produzent*innen und Schauspieler*innen.
Eingebettet in das FFC findet vom 8. bis 10. November auch wieder der Co-Produktionsmarkt connecting cottbus statt, einer der ältesten und erfolgreichsten Koproduktionsmärkte Europas. In diesem Jahr feiert coco 25. Geburtstag.
Im Zentrum des Festivals stehen drei Wettbewerbe. Von einer international besetzten Festivaljury wird der beste Spielfilm gekürt, außerdem die beste Regieleistung und die beste darstellerische Einzelleistung. Den besten Kurzfilm sowie den Spezialpreis in dieser Kategorie prämiert ebenfalls eine hochkarätig besetzte Jury. Ein Hauptpreis wird ebenfalls im U18 Wettbewerb Jugendfilm vergeben. Neben den Preisgeldern gibt es die begehrte gläserne „Lubina“, gleichermaßen Preisskulptur wie Symbol des FFC. Der sorbische Mädchenname bedeutet übersetzt „die Liebreizende“.
Der Wettbewerb Spielfilm bringt zwölf Filme aus 19 (Ko)Produktionsländern auf die Leinwand: von einer finnischen Frauen-Liebesgeschichte, über einen abgedrehten Kung Fu Film aus Estland und einem postapokalyptischem Zombiefilm aus Mazedonien, bis zu einem polarisierenden Spielfilm aus Ungarn, der Vorurteile gegen Roma auf eine besondere Art und Weise zur Sprache bringt.
Auf ein Neues heißt es am Freitagabend: Vorhang auf für „Die lange Nacht der kurzen Filme“. Zwölf Filme aus 10 (Ko)Produktionsländern zeigen, wie man schnell auf den Punkt kommt oder in aller Kürze abschweift, zwischen Pointe und Gedankenspiel, Romantik und schwarzem Humor, Fantasy und Gesellschaftsmetapher.
Close up: Kazakhstan ist ein weiterer Programmschwerpunkt. Kasachstan liegt im Sturmzentrum eines geopolitischen Spannungsfeldes, das Land versucht sich aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Russland zu begeben. Der Balanceakt zwischen den historischen Verstrebungen mit Russland und den neuen Netzwerken in China und der EU finden sich auch im aktuellen Filmschaffen wieder. Wir präsentieren beim FilmFestival Cottbus eine große Bandbreite kasachischen Films. Junge Filmschaffende zeigen uns ihr Land wie beispielsweise Seric Aprymov, der in „the village“ ein kleines Dorf als Mikrokosmos der Lebensrealität wählt - mit Intrigen, Konflikten und Lösungen. Aber auch Klassiker wie „the Needle“ sind im Close-Up zu finden, der Thriller von Murat Nugmanov aus dem Jahr 1988 zeigt den Kampf gegen die Drogenmafia und schrieb Kinogeschichte.
Das ukrainische Kino gehört weiterhin zu den kreativsten Filmlandschaften Europas. Mit dem Spotlight: Ukraine rückt das FFC das ukrainische Kino zum dritten Mal seit 2016 in den Mittelpunkt. Doch auch in anderen Sektionen gehört die Präsenz der Ukraine zum festen Bestandteil des FFC-Programms: im Wettbewerb, im Spektrum und in EcoEast. Am Festival-Samstag gibt es am „Ukrainischen Tag“ die Möglichkeit, von frühmorgens bis spätabends ukrainische Filme „durchzugucken“, ukrainische Geflüchtete erhalten an diesem Tag die Gelegenheit, ohne Eintrittsgeld Vorführungen des gesamten FFC-Programms zu besuchen. Ein Podiumsgespräch am 10.11. diskutiert, wie Filmemacher aus der Ukraine mit den Herausforderungen umgehen.
Die Filmreihe Was von Geschichte übrig bleibt ist eine filmische Reflexion von Aufständen und Oposition in der DDR, Ungarn und Polen vor und nach dem Fall der Mauer. Wie haben die Menschen in Osteuropa gegen die kommunistischen Diktaturen revoltiert? Moderne Klassiker wie „Good Bye, Lenin!“ von Wolfgang Becker treffen auf Andrzej Wajdas „Der Mann aus Eisen“, der 1981 in Cannes die Goldene Palme gewann. Die Filme bieten einen spannenden Einblick in die Geschichte des Widerstands gegen kommunistische Diktaturen in Osteuropa. Sie sind aber auch hochaktuell! Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen in einigen Ländern Osteuropas, ist die Reihe ein Appell an die Freiheit und den Mut aufzustehen und zu protestieren, wenn Medien und Justiz wieder von Regierungen unter Kontrolle gebracht werden.
In den letzten Jahren machten in der internationalen Festivallandschaft verstärkt Filme von weiblichen Regisseurinnen aus Polen von sich Reden. Beispielhaft zeigt das FFC in Polskie Horizonty: der weibliche Blick eine Auswahl ganz unterschiedlicher Filme polnischer Regisseurinnen, in deren Zentrum denn auch meist weibliche Identifikationsfiguren stehen.
Neuerungen gibt es in der 33. Festivalausgabe in der Sektion Heimat | Domownja | Domizna. Hella Stoletzki ist neue Kuratorin und die Lausitzer FilmSchau, der wichtigste Wettbewerb für Nachwuchsfilmschaffende aus der Regionwird zur „langen Nacht der kurzen Lausitzer“ und gehört ab sofort zur Sektion Heimat. Die Beiträge der langen Nacht der kurzen Lausitzer, welche die Themen des sorbischen/wendischen Volkes aufgreifen und die sorbische Sprache einbeziehen, konkurrieren um den Preis der Stiftung für das sorbische Volk, vergeben von einer unabhängigen Jury. Gekürt wird der beste Film erstmals im Rahmen der Festivalpreisverleihung am Samstagabend.
Im FFC-Programm gibt es außerdem wieder die bereits vertrauten Sektionen:
Spectrum: Alles außer – gewöhnlich. Tour de Force zwischen Geschichtsreflexion und Alltagsgroteske, Künstler-WG und Computer-Nerds, durchgedrehter Comedy und krassem Horrorfilm. Geschichten von Menschen zwischen den Stühlen und den Zeiten, Einblicke in politische Abgründe, Ausblicke auf eine Science Fiction, die bereits begonnen hat, blutige Horrorszenarien zwischen Ferienhaus und Home Office.
Hits: In ihren Produktionsländern konkurrieren mittel- und osteuropäische Produktionen oft erfolgreich mit Marvel, Disney & Co um die Gunst der Zuschauer*innen. Mit ihrem spezifischen Humor, mit ihren Anspielungen auf regionale Mentalitäten, politische Kultur und Geschichte treffen sie den Nerv ihres Publikums. Sie bringen die Gegenwart schnörkellos pointiert auf die Leinwand, vom Journalismus auf Adrenalin über Familienschicksale, die jede und jeden treffen können, bis zum Ehekrach auf der einsamen Insel - zwischen Sport und Boykott, Hood und Bruderliebe, Krimi und Comedy, Action- und Familienfilm.
Kids im Kino: Phantastische Abenteuer und Geschichten für Kids zwischen drei und zwölf Jahren. Hier gehts zu den Kinderfilmen.
EcoEast: Wie verändert der Mensch die Landschaft und wie die Landschaft den Menschen? Wie geht Osteuropa mit dem Klimawandel um? Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen Natur und Mensch, welche zwischen Ökologie und Wirtschaft? Wie verändern wir unsere eigenen Lebensräume? EcoEast präsentiert Filme über Natur und Naturzerstörung und bedrohte Lebenswelten, zwischen Forstwirtschaft und Tagebau. Beobachtungen ohne erhobenen Zeigefinger, dafür umso nachhaltiger.
Spielorte des FFC sind das Staatstheater Cottbus (hier findet die Eröffnung statt, Karten gibt es nur mit Einladung), Stadthalle Cottbus (Festivalzentrum), Filmtheater Weltspiegel, Kammerbühne, Glad-House und Obenkino sowie das Cottbuser Raumflugplanetarium.