MR. NOBODY AGAINST PUTIN

Pavel Talankin lebt in Karabash, einer Industriestadt im Südural, die als der am stärksten verschmutzte Ort der Erde gilt. Er arbeitet dort als Veranstaltungsorganisator und Videograf an einer Schule. Die Schüler verehren ihn, sein Büro ist ein Zufluchtsort für alle, die Unterstützung im Schulalltag, ein offenes Oder oder einen Raum suchen, in dem sie freier als draußen reden können. Doch mit dem Ausbruch des Krieges verändert sich das Leben an der Schule: Geschichtsunterricht weicht Propagandavorträgen, in denen Kinder die „richtigen“ Antworten von einem Blatt ablesen müssen. In den Pausen üben sie Marschieren und Salutieren. Söldner der Wagner-Gruppe, frisch zurück aus dem Krieg, leiten „Patriotismusstunden“.

Unter diesen veränderten Umständen erhält Talankins Arbeit eine neue Dimension. Aus simplen Aufnahmen von schulischen Veranstaltungen werden stille Dokumente einer Realität, mit der er sich selbst nicht abfinden kann. Seine Kamera wird zum Werkzeug des Widerstands: Sie zeigt die Angst der Erwachsenen, die sich nicht gegen das System stellen, das Leid der Kinder, deren Angehörige in den Krieg geschickt werden, und den Zustand eines Landes, das den Krieg normalisieren und in den Alltag integrieren will. Um seinediese Aufnahmen einem größeren Publikum zugänglich zu machen, musste der Protagonist das Land verlassen.

Text: Ksenia Reutova

FR 07.11. I 12:45 I KAMMERBÜHNE I OmeU + dt. Übersetzung

(Vorfilm: SONGS OF DUOLAN)