ЗА ПЕРЕМОГУ!
TO THE VICTORY!
Performance
Roman, gespielt vom Regisseur des Films selbst, Valentyn Vasyanovych, lebt mit seinem 18jährigen Sohn, in seinen Augen ein Nichtsnutz, der nur vor dem Computer abhängt und, während er selbst „Filme für intelligente Leute“ macht, nur „mit Popcorn und zur Unterhaltung“ ins Kino geht. Ehefrau und Tochter leben in Wien, sprechen schon die Sprache dort, und „sicher hat meine Frau auch schon eine Liebe da“. Während Roman sich mit Low-Budget-Filmerei abquält und leidenschaftsfrei moderierte Zoom-Q-and-As vor gelangweiltem Arthaus-Publikum über sich ergehen lässt. Vasyanovych überzeugt erneut mit seinen tableauartigen Bildern, in die sich selbstironische Untertöne einschleichen, sei es über das Schicksal des Arthaus-Filmemachers, sei es über das Gesellschaftstrinken mit den Männer-Kumpels. Und bleibt dabei der genaue Beobachter, der er schon immer war: pointiert und psychologisch tiefgehend werden die Mann-Frau-Beziehung (geht schief), das Vater-Sohn-Verhältnis (versöhnliches Ende) und das Miteinander unter echten Kollegen („One step beyond!“) ausgeleuchtet. Vasyanovych bezeichnet seinen Film als Dystopie, mit der er seine vorhergehenden Filme ATLANTIS und REFLECTION fortsetzt – die sich beide mit seinem Land im Kriegszustand auseinandersetzen. In TO THE VICTORY! sind die Kampfhandlungen vorbei, nicht aber der Krieg und dessen Folgen in den Seelen und unter den Menschen.
Vasyanovych: „Den Anstoß für die Arbeit an diesem Film gab die Ausreise meiner Frau und meiner Tochter ins Ausland wegen des Krieges. Auch die Familien meiner Freunde wurden getrennt und begannen leider auseinanderzubrechen. Diese dramatischen Geschichten spielten sich vor meinen Augen ab. Ich dachte an meine eigene Familie, die zwar nicht direkt bedroht schien, aber Zeit und Entfernung konnten ihren Tribut fordern. Wie lange der Krieg dauern würde, wusste niemand. Ob nach dem Krieg ein weiterer Populist an die Macht kommen würde – niemand wusste es. Ob die Ukraine nach dem Krieg wieder aufleben oder zu einer grauen Pufferzone werden würde – auch das wusste niemand. Ob meine Frau zu diesem Zeitpunkt zurückkehren würde – ich wusste es auch nicht. Deshalb beschloss ich, mich auf die Zukunft zu konzentrieren und mir vorzustellen, wie es wäre, in einem Land zu leben, das einen großen Krieg überstanden hatte, in dem das Überleben jedoch alles andere als einfach war.“
Text: Bernd Buder
Valentyn Vasyanovych
Valentyn Vasyanovych -