Sektion: Spectrum

GOLOD

FAMINE

Alexander Arkhangelsky, Maxim Kurnikov, Tatyana Sorokina
RU, 2022, 76 Min

1921/22, fast zehn Jahre vor dem Holodomor in der Ukraine und der Hungersnot in Kasachstan, fielen in der Sowjetunion geschätzte fünf Millionen Menschen einer Nahrungsmittelknappheit zum Opfer.  Mehrere einheimische Angestellte der internationalen Hilfsorganisationen gerieten später als „ausländische Agenten“ ins Visier der Sowjet-Behörden. Crowdfundig-finanzierte und in Russland verbotene Dokumentation über eine vergessene Hungersnot und ihre politischen Nachwehen.

#doc #history #political 

Kurz nach dem Bürgerkrieg zwischen den „Roten“ und den „Weißen“ war das Land ausgezehrt. In der Landwirtschaft fehlten Arbeitskräfte, aus Angst vor der Vergesellschaftung bauten Bauern nur noch für den Eigenbedarf an. In Folge kam es zu einer ersten großen Hungersnot, Millionen von Menschen wurden durch humanitäre Organisationen gerettet. Neben der American Relief Organisation des späteren US-Präsidenten Herbert C. Hoover halfen britische Quäker und der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen, der für dieses Engagement 1922 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Nachdem die ausländischen Organisationen das Land verlassen hatten, gerieten die sowjetischen Helfer und Helferinnen im Rahmen der Konfrontation zwischen Ost und West unter Druck. In den russischen Geschichtsbüchern wird die Hungersnot ignoriert.

Der Journalist Maxim Kurnikow, einer der Initiatoren des Filmprojekts: „Als ich einmal in einer Archivakte blätterte, stieß ich auf die handschriftlichen Aufzeichnungen eines Menschen. Ein Ermittler führte eine Umfrage unter Dorfbewohner*innen durch. Eine Frau beschrieb, wie sie mit der Hungersnot konfrontiert waren, wie sie alles Vieh und alle Haustiere gegessen haben, wie einer der Nachbarn kam und sagte: ‚Es gibt keinen anderen Weg, lasst uns die Leichen essen, bevor sie verrotten‘... Als ich das las, begann mein Bewusstsein zu schwinden, die Decke und der Fußboden standen Kopf. Als ich wieder zu mir kam, begann ich zu weinen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit diesem Wissen weiterleben sollte. Ich fragte mich: ‚Warum haben wir nichts davon an der Universität gehört?‘ Warum gibt es keine Bücher darüber?‘ In diesem Moment habe ich mir geschworen, alles zu tun, um diese Geschichte so vielen Menschen wie möglich zu erzählen." Der Dokumentarfilm FAMINE ist in Russland seit Oktober 2022 verboten.

Text: Bernd Buder

Alexander Arkhangelsky, Maxim Kurnikov, Tatyana Sorokina

Alexander Arkhangelsky, Maxim Kurnikov, Tatyana Sorokina - Screenwriter Alexander Arkhangelsky is an author, publicist, TV presenter, and professor at the National Research University “Higher School of Economics”. Laureate of the TEFI television award, the “Big Book”, “Book of the Year” literary awards, etc. Author of school textbooks, video lecture courses for “Arzamas”, “Internet Lesson” and many other projects

The generator of the idea, Maxim Kurnikov, is a journalist, author of a documentary series about the borders between Kazakhstan and Russia, deputy editor-in-chief of the shut down radio station “Ekho Moskvy”, and host of programs on the Youtube channels “Live Nail” and “Bild”.

 

Director and producer Tatyana Sorokina is a film director, author of the film “Olga Sedakova. Word and Faith”, director of films “Idealist. Vladimir Korolenko”, “Dissenting Teodor”, “Russophile. Georges Niva”, “Scar”, a cycle of films “Memory Factory. National Libraries of the World”.

 

 

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