Два прокурора
TWO PROSECUTORS
Performance
In seiner Adaption der gleichnamigen Novelle von Georgy Demidov erzählt Sergej Loznitsa die Geschichte eines Idealisten, der nach einem Hilferuf aus einem Provinzgefängnis Willkür und Misshandlungen an einem politischen Gefangenen untersucht. TWO PROSECUTORS beschreibt ein System, das keinen Widerspruch zulässt und gnadenlos jene verfolgt, die, auch von innen, Kritik am totalitären "Apparat" üben. Dabei geht es um große Linien genauso wie um kleine Gesten, etwa, wenn sich Untergebene kurz mit ängstlich zögerndem Blick auf ihre Übergeordneten versichern, ob sie über einen Witz lachen oder eine Tür öffnen dürfen. Punktgenaue Detailbeschreibungen gesellschaftlicher Top-Down-Strukturen, die auf eine komplette autoritäre Antizipation setzen. Denn in diesem System drohen allem lange Haftstrafen, die sich "antisozial" verhalten, wie es in den Haftbefehlen heißt. Die Erlebnisse des Protagonisten der geradeaus erzählten, beeindruckend nuancenreich gespielten Geschichte könnten sich auch heute vollziehen. Gleichzeitig verweist TWO PROSECUTORS auf die nie ausreichend aufgearbeitete stalinistische Vergangenheit der Sowjetunion und auf das Schicksal der Unbekannten, die im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten versucht haben und versuchen, Willkürsysteme von innen zu verändern - und dabei von diesen geschluckt werden, ohne jemals in die Geschichte einzugehen.
Text: Bernd Buder
FR 07.11. I 20:30 I WELTSPIEGEL SAAL 2 I OmU, de + en
SA 08.11. I 18:30 I WELTSPIEGEL GROSSER SAAL I OmU, de + en
Sergej Loznitsa -