FRÄNK
FRÄNK
Performance
Nach einem erneuten Vorfall von häuslicher Gewalt kommt Paul für eine vorerst kurze Zeit bei seinem Onkel unter. Doch statt einer Auszeit warten weitere Probleme auf ihn: Schnell findet er Anschluss bei einer Gruppe orientierungslos herumlungernder Jugendlicher, die sich die Ferienzeit mit Rauchen, Trinken, Raufereien und Klebstoffschnüffeln vertreiben. Mit dem Gefühl, nirgends sonst willkommen zu sein, trifft er eine falsche Entscheidung nach der anderen und stürzt sich ohne Rücksicht auf Verluste in eine Abwärtsspirale. Nur Fränk, ein junger Mann mit Behinderung und regelmäßige Zielscheibe der Jugendlichen, scheint in Paul ein schlechtes Gewissen und den Drang nach Rechtschaffenheit zu wecken. Zwischen dem Wunsch nach Anerkennung, den ständigen Zurückweisungen seiner Mutter und dem Bedürfnis, sich selbst treu zu sein, verliert er den Blick für das, was richtig ist.
Regisseur Tõnis Pill schafft mit seinem Langfilm-Debüt eine Geschichte, die nahegeht und die in wenigen Szenen auch von den schönen Momenten einer unbeschwerten Jugend und dem heimlichen Hinwegsetzen über Verbote erzählt, die zum Erwachsenwerden dazugehören. Vor allem jedoch ist es eine Geschichte über die Probleme der Jugendlichen, die ihnen auf Augenhöhe begegnet und versucht, sie zu verstehen. Die Gewalt und die Aggressionen sind verzweifelte Hilferufe der Heranwachsenden, die sich nach Zuneigung und einem Platz in dieser Welt sehnen. Dass dieses Erzählkonzept so nachhaltig aufgeht, ist auch Hauptdarsteller Derek Leheste zu verdanken, der die Zerrissenheit von Paul – cooler Draufgänger nach außen und verletzliches Kind im Inneren – beeindruckend auf die Leinwand trägt.
Text: Merlin Webers
DI 04.11. I 21:00 I KAMMERBÜHNE I OmeU + dt. Übersetzung
SO 09.11. I 11:00 I KAMMERBÜHNE I OmeU + dt. Übersetzung
Tõnis Pill, Laura Raud
Peter Kollanyi
Markus Robam
Derek Leheste, Tõru Kannimägi, Oskar Seemann
Tõnis Pill -