ONE-DIMENSIONAL MAN

Viktor hat, als Estland Teil der Sowjetunion war, als hochrangiger Offizier für den KGB gearbeitet. Sein Diensteifer machte auch vor der eigenen Familie nicht Halt, deren bourgeoiser Lebensstil ihm ein Dorn im Auge war. Die Ehefrau und Mutter verschwand irgendwann – abgeholt. Zwischen Drama und Alltagsbeobachtung wird ein Familienschicksal in Zeitsprüngen skizziert: hier der alte Mann von heute, dort der Staatsterrorist von gestern. Wozu ist das gut, was man im Leben so gemacht hat? Welchem Ziel hat all das gedient, vor allem, wenn es dieses Ziel nicht mehr gibt? Was ist das Leid heute Wert, das damals verursacht wurde? Wer erinnert sich warum an was, und warum erinnern sich auch andere nicht mehr an alles? Und wie geht die folgende Generation damit um?

Regisseur Andres Puustusmaa betont den zeitlosen Charakter seines Protagonisten, der gesellschaftliche Komplexität auf ein für ihn erträgliches Maß reduziert: „Einige Mitglieder der Gesellschaft akzeptieren ein Leben in einer eindimensionalen Realität, aus der auszubrechen fast unmöglich ist. Im Informationszeitalter liegt das daran, dass der Mensch mit der Menge und Qualität der auf ihn einströmenden Informationen nicht zurechtkommt. (…) Es gibt keine Wahl, nur die Illusion einer Wahl“.

Text: Bernd Buder

MI 05.11. I 16:45 I KAMMERBÜHNE I OmeU + dt. Übersetzung

FR 07.11. I 21:00 I OBENKINO I OmeU