Sektion: Spectrum

COEXISTENCE

COEXISTENCE

Andrey Proskuryakov
IL/RU , 2025, 75 Min

Nach dem Zweiten Weltkrieg müssen in Königsberg verbliebene Ostpreußen und neu angesiedelte Sowjetbürger Seite an Seite leben – verbunden durch ihre Verlusterfahrungen, entzweit im Argwohn. Die Dokumentation zeichnet durch Interviews, Archivmaterial und nachgestellten Szenen nach, wie sich prekäre Begegnungen über Grenzen hinweg entfalten.

#history #community #political
FFC(C)

Performance

2025-11-05 | 20:30 Uhr
Kammerbühne
2025-11-06 | 12:30 Uhr
Glad-House

Wie finden einstige Gegner im Schatten des Krieges zusammen? COEXISTENCE beleuchtet diese kaum bekannte Episode der Königsberger Nachkriegsgeschichte, als sowjetische Familien in eine Stadt zogen, die noch immer von Ostpreußen bewohnt war. Viele andere hatten das Land bereits verlassen, teils „freiwillig“ und teils vertrieben. Indem der Film den Blick auf das fragile Alltagsleben richtet – Kinder, die trotz Sprachbarrieren miteinander spielen; Nachbarn, die argwöhnisch Wände teilen; Gesten der Freundlichkeit, die unter dem Gewicht des Misstrauens schwanken – widersetzt er sich den großen Geschichtserzählungen.

Nicht diplomatische Abkommen oder militärische Siege stehen im Mittelpunkt, sondern die permanenten, kleinen Begegnungen. Durch reinszenierte Erinnerungen, Archivaufnahmen und Zeitzeugenberichte zeichnet die Dokumentation das Bild verletzlicher Menschen im Angesicht der Zerstörung und Umsiedelung. Das Miteinander wird bleiern von Erinnerungen und Ängsten in Schach gehalten. Rachegedanken – die Erinnerung an den deutschen Einmarsch und die Besatzungszeit wiegt schwer -, die Unsicherheit, ob die Deutschen nicht doch irgendwann zurückkommen, und eine Zwei-Klassen-Gesellschaft halten alles in der Schwebe.

Die Weigerung, in Sieger und Besiegte zu unterteilen, fand in der Rezeption großen Anklang. Regisseur Andrey Proskuryakov fasst den Kern des Films zusammen: „Es ist nicht schwer, zu zeigen, wer mehr gelitten hat – aber wie jene, die litten, ihre Menschlichkeit bewahrten, das zu vermitteln ist die eigentliche Herausforderung“.

Text: Simran Kashyap

 

MI 05.11. I 20:30 I KAMMERBÜHNE I OmeU + dt. Übersetzung

DO 06.11. I 12:30 I GLAD-HOUSE I OmeU + dt. Übersetzung

Drehbuch
Andrey Proskuryakov
Kamera
Vadim Faminsky
Ton
Galina Siver
Schnitt
Andrey Proskuryakov, Anatoly Chuvaev
Musik
Motion Array
Produzent
Alexei Belyakov
Andrey Proskuryakov

Andrey Proskuryakov - Andrey Proskuryakov (geb. 1976 in Twer, Russland) ist Dokumentarfilmer und Fernsehregisseur. Er promovierte in Wirtschaftstheorie, bevor er sich zum Fernsehregisseur umschulen ließ. Er begann seine Karriere 2003 in einem kleinen Kabelfernsehstudio und drehte anschließend Filme und Programme im Auftrag großer russischer Sender, wobei er sich häufig auf Geschichten konzentrierte, die den menschlichen Geist und innere Veränderungen thematisieren.Seine Arbeiten beleuchten immer wieder persönliche Lebenswege, die von Werten, moralischen Entscheidungen und Widerstandsfähigkeit geprägt sind. Proskuryakovs Figuren überwinden soziale Stigmatisierung, systemischen Druck und sogar körperliche Einschränkungen. Ob es sich um Künstler handelt, die sich kulturellen Normen widersetzen, um Überlebende historischer Traumata oder um Menschen, die ihr Leben unter extremen Bedingungen neu aufbauen – seine Protagonisten zeigen, dass Veränderung möglich ist, sowohl in einem selbst als auch in der Welt um einen herum.Er lehrte am Moskauer Institut für Kultur und leitete dessen studentisches Fernsehstudio, wo er angehende Filmemacher betreute. Seit 2022 lebt er in Israel, wo er für Yad Vashem, das Weltzentrum für Holocaust-Gedenken, Videozeugnisse von Holocaust-Überlebenden aufzeichnet. Sein Dokumentarfilm über die Tragödie von Palmnicken wurde beim Arlington International Film Festival (USA) als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.

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